Richard Thosen
 
Der Pflug mit der ihn bewegenden Tierkraft

Heterogene bewegte Kräfte führen zu Uneinheitlichkeit der Zugriffsmöglichkeiten auf Leistungen, Uneinheitlichkeit der verfügbaren bzw. bereitzustellenden Vereinheitlichung für Leistungen und fehlender Leistungen zwischen unterschiedlichen Kräften. Früh erkannte schon Wilhelm Schulz diesen komplizierten Zusammenhang, doch er reduzierte ihn auf das Fallbeispiel des stink normalen Pflug "...alles fällt unter den Begriff des Werkzeugs; während der Pflug mit der ihn bewegenden Tierkraft, Wind- usw. Mühlen zu den Maschinen zu zählen sind." (Wilhelm Schulz, "Die Bewegung der Produktion", Zürich 1843, Seite 38.) Eine in mancher Hinsicht lobenswerte Schrift. Doch was hat all das mit uns zu tun? Worin besteht der Zusammenhang zwischen diesem Zitat und so weiter? Ich denke, daß der Sinn- und Bedeutungsverlust des bürgerlichen Individuums in der aufkommenden Massengesellschaft und die so entstehenden Identitätskrise des Bürgers zentrale, wenngleich nicht auf den ersten Blick erkennbare Motive von Wilhelm Schulz sind. Sehn wir uns nun die Werkzeugmaschinen oder die eigentlichen Pflugmaschienen näher an, so erscheinen im großen und ganzen, wenn auch in modifizierter Form, die Apparate und Werkzeuge wieder, womit der Pflugbauer arbeitet, aber statt als Werkzeuge des Menschen jetzt als Werkzeuge eines Mechanismus oder als mechanische Mechanismen. Entweder ist die ganze Bauernfänger-Pflug-Maschine mit Charakter nur eine mehr oder minder veränderte mechanische Ausgabe, die mit bewegter Tierkraft gefertigt wurde, wie bei dem mechanischen Webstuhl, oder die am Gerüst der Pflugmaschine angebrachten tätigen Werkzeuge sind alte Bekannte, wie Spinnmaschinen im Irrenhaus, Nadeln beim Strumpfwirkerstuhl, Sägeblätter bei der Sägezahnwelle, Messer bei der Zerhackmaschine usw. Der Unterschied springt sofort ins Auge, auch wenn der Mensch selbst noch der ernste Motor bleibt.


 
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