Kongo Schorsch
 
Schicksal, nächtliches

Gestern Nacht zu später Stunde,
spät war's schon,
bin ich erwacht.
Gedanken gingen noch die Runde,
milchig weiß zerfloss der Mond.
Ich war betrunken, übrigens.

Gestern Nacht, nicht Tag war es,
sondern finster, finster, finster.
Sehr finster. Und dunkel.
Draußen jedenfalls, denn es war Nacht.

Ein Licht erglimmt.
Erst zögerlich, dann heftiger,
brennt es nun ohne Gegenwehr.

In diesem fahlen, feigen Schein
Leg ich mir flugs die Kleider an.
Und ich suche das verdammte Gewehr, denn ich habe mich entschlossen, die Toilette von Frau Paska zum Duell zu fordern.

Die Türe fällt ins Schloss,
schon bin ich draußen.
Zurück geht es nun nimmermehr,
und ich beginn zu laufen,
denn Frau Paska wohnt ein gutes Stück entfernt von mir und es ist saukalt.

"Nächtens, zu so später Stunde!
Wer klingelt mich da aus dem Bett!
Gleich schicke ich nach Euch die Hunde!
Los, Ihr Strolch, begebt Euch weg!"
Entfährt es Ihrem Munde.

"Fräulein Paska, haltet ein!"
setz ich dem entgegen.
"In dieser Welt des schmutz'gen Scheins
Will ich nicht länger leben!
Und fordre Euren Herrn Abort
nun zum Duell an diesem Ort!"
(ich deute dabei auf den Garten von Frau Nippschlägle, der hinreichend groß ist und mit den ganzen Weiden außenrum auch sehr dramatisch wirkt.)

und nächtens, zu so später Stunde,
wirft sie das Klosett hinab,
gibt ihm Waffen und geht wieder ins Bett.
Wenn sie wüsste, dass ich das alles nur ihretwegen erleide.

Langsam dämmert es gen Morgen,
Und ich werde mir bewusst -
denn Alkohol benebelt auch nicht ewig -
In welch ungeheure Sorgen
Ich mich jüngst verworren.
Nämlich, ich stehe in Frau Nippschlägles Garten,
mir gegenüber die wild schnaubend Toilette von
Frau Paska, der mein Schicksal gleichgültig ist,
und riskiere mein Leben im Duell.
Dabei gibt es nicht mal Sekundanten.

Zudem - das Morgengrauen
öffnet auch Verstand und Augen -
wird mir ferner nun gewahr,
dass nicht geringster Anlass war,
den Lokus aufzufordern.

Soll sie doch... aber ach! Oh weh...
Fahr hin! Schicksal...
Die Toilette hat geschossen,
getroffen leider mich,
und keine Träne ward vergossen
in Fräulein Paskas Schlafgesicht.



 
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