Kongo Schorsch
 
In der Sache Adam vs. Schöpfer

In der Sache Adam vs. Schöpfer Wir wollen uns zunächst erinnern. Zwischen einem gewissen "Schöpfer", der sich nach wie vor als Urgrund unserer Existenz ausgibt, und dem übrigens nicht vorbestraften Bürger Adam kam es zu einem Mietvertrag beüzglich des Paradieses, einer exklusiven 1-Zimmerwohnung mit "allen denkbaren Annehmlichkeiten": Nach dem spontanen Angebot seitens des Schöpfer erklärte sich Adam umgehend bereit und willigte ein, gegen das ideelle Entgelt "Ehren und Preisen" im Paradiese zu Hausen, das er unter ausdrücklicher Genehmigung des Schöpfers an eine gewisse Eva untervermietete. Anlaß erheblicher, späterer Querelen war nun die obskure Nebenbedingung, die "Früchte des Baumes der Erkenntnis" seien keine zu Essenden für die Mieter. Eines Tages trat der Schöpfer unangemeldet und eigenmächtig in das Paradies ein und bemängelte, daß Farbe abblättere (ohne konkrete Stellen zu bezeichnen) und der Baum der Erkenntnis nicht mehr im Zustand des Zeitpunkt der Vermietung sei, worauf er in Zorn ausbrach und Adam, sowie die völlig aufgeschreckte Eva, die der Schöpfer nackt neben Adam liegend erblicken mußte, mit Drohungen und Beleidigungen versah, deren gerichtliche Behandlung weiterhin aussteht. Jedenfalls entfernte er die beiden aus dem Paradies, warf sie also auf die Straße. Adam nun bestreitet ebenso wie Eva, daß überhaupt eine Veränderung am Baume der Erkenntnis vorgegangen sei, und wenn, dann habe sie an der überhaupt mangelhaften Bauweise gelegen; somit entfalle der Grund für die rabiate Aufkündigung des Mietverhältnisses. Zudem hätte der Schöpfer sich so eine seltsame Nebenbedingung schriftlich absichern müssen, was nun Adam und Eva zum Anlaß nehmen, das Zustandekommen eines Vertrages mit ebensolcher Bedingung abzustreiten. Des weiteren entfallen andere Kündigungsgründe, die der immer noch zornige Schöpfer anzuführen versucht: Die Haustiere (von Fadenwurm bis Giraffe) waren nicht nur genehmigt, sondern gar erwünscht, was ausreichend dokumentiert ist und der Schöpfer inzwischen selbst zugibt. Eine Luxussanierung des Paradies kommt ebenfalls nicht in Frage, da es ohnehin schon mit allem erdenklichen Komfort versehen war. Ferner gibt es keine Fristen, auf welche sich der Schöpfer stützen könnte und das Ehren und Preisen hat er sich selbstverschuldet nicht quittieren lassen, so daß Adam zurecht behaupten kann, es sei immer in angemessenem Umfang und termingerecht geschehen. Auch die Räumung wegen familiären Eigenbedarfs kommt nicht in Frage, da zum relevanten Zeitpunkt der kleine Sohn des Schöpfers noch aussteht. Adam erstrebt nun den Wiedereinzug in das Paradies sowie Schadensersatz für die Aufwendungen für sein Leben auf der Straße. Schmerzensgeld fordert insbesondere Eva, die unter vom Schöpfer provozierten Bedingungen qualvoll gebären mußte. In Anbetracht der verworrenen Lage und Schwierigkeiten bei Recherche und vollständiger Dokumentation der relevanten Vorgänge wird es vorraussichtlich zum Vergleich kommen: Der Schöpfer billigt den Wiedereinzug und kommt so vorraussichtlich um weitere Ersatzverpflichtungen herum.

 
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