Kongo Schorsch
 
Der Vorfall in der Rue Kirsch

Im dunklen Licht der fahl schimmernden Laterne muß etwas gelegen haben, worüber K. gestolpert sein muß. Denn ohne daß er betrunken oder anderweitig umnachtet (bis auf die Nacht) gewesen wäre, erwachte er eines morgens auf dem Trottoir der Rue Kirsch und hatte eine matschige Dekoration auf dem Kopf, welchselbiger schmerzte. Sich erhebend also stand er auf und sondierte seine Umgebung. Und also fiel sein Blick auf P., Edmundo, welcher vor ihm lag. Erste Versuche ihn zu erwecken waren von ebenso viel Erflog gekrönt, wie die Such nach einer dringend benötigten Anstalt zur Notdurftverrichtung. Die naheliegende Lösung, den offenbar toten Edmundo P. unter einem Fäkalienhaufen zu verscharren, gefiel K. mit solcher Heftigkeit, daß er zuerst sich nicht Edmundo P.s Rückkehr in die bewußte Welt gewahr wurde. Es bedurfte eines gellendes Schreies ebenso wie eines zielsicheren Trittes Edmundo P.s, K. in seinem Werke zu stoppen. Und also aber hielt K. inne und bereinigte sich, desgleichen den Auferstandenen. "Ich gebe Dir meinen Segen, oh Bruder," verlautbarte Edmundo P. sogleich, "denn Du hast erweckt, wen niemand zuvor so erweckt." Die Einsamkeit der verlassenen Straße ließ die beiden nicht voneinander ab und zwang Edmundo P. ebenso wie K. selbst den Vorhergang zu klären. Und also hob P., Edmundo an, dem K. zu erhellen: "Höre nun, Du. Worüber Du gefallen, mein Leichnam war, zu dem ich nicht geworden, da ich im Vollrausche daneben schoß, trotz der festen Absicht eben das nicht zu tun. Ich sag Dir ganz ehrlich, hey, die ganze Scheiße kotzt mich einfach voll an, Mann!" Und es dünkte folglich den K., die Scheiße kotze den P., Edmundo garselbst höchst wirklich an, da nun dieser fortfuhr: "Weil ich den Druck nicht mehr aushalte, Bruder. Denn, so sage ich Dir: Auf niemand lastet dieser Tage mehr Druck denn auf mir. Hey, Bursche, ich bin nämlich der BSE-Mann!" Nun aber ward es K. nicht einfach, dem P., Edmundo zu folgen, weshalb er ihn bat, zu klären, was er meine. Und also sprach Edmundo P.: "Höre nun Bruder. Es grassiert eine Seuche in unseren Landen, deren Unterhalt meine Aufgabe war und ist. Denn, so sei Dir gesagt, es gibt einen prinzipiell fairen Deal zwischen mir und dem Großen Gemüsekartell (GGK).. Ich verunsichere, in meiner Funktion als BSE-Träger, die Verbraucher, wie Gott sie schuf, und mache sie, wie GGK sie eigentlich will.. Natürlich gegen ein gewisses Entgelt, Mann, ist ja klar, ich muß auch von etwas leben. Hat auch alles ganz gut geklappt, bisher. Nur äh letzten Monat hab ich echt Scheiße gebaut, weißt Du, und mit der Tochter vom Chef von.. ach, denk Dir Deinen Teil - auf jeden Fall muß ich nun hart büßen und härter arbeiten und naja, Du siehst ja, was ich anrichten muß.." Doch K. verstand nicht vollends, weshalb erneut P., Edmundo das Wort erhob: "Und also höre, Du, da ich so spreche: Jetzt will niemand mehr was anderes als GGK-food essen, und die machen einfach was sie wollen, die können es sich jetzt erlauben.. und mischen diese süchtig machende Sex-Droge in ihr verficktes Scheißgemüse.. Mann, noch zwei, drei Jahre und wir alle laufen als dauergeile Green-Junkies herum.. Nächste Stufe: Totale Gehirnoperation.. in fünf Jahren ab nun, so höre, Bruder, sind wir alle Sklaven." So sprach P., Edmundo und schloß. "Ah, jetzt! Und deshalb wolltest Du Dich umbringen, weil Du den Druck, die Last Deiner Verantwortung, Deines Fehlverhalten nicht tragen konntest, wolltest! Du, verzweifelt, wolltest büßen für das--" doch und also unterbrach ihn P., Edmundo: "Äh, nö, Du. Das paßt schon, wenn alles in Arsch geht. Ich wollte mich umbringen um nachzuschauen ob es im Himmel geile Weiber gibt. Ich wär vielleicht, wenn ich mich schon nicht erschießen konnte, wenigstens erfroren, wenn Du mich nicht geweckt hättest. Haha. That's life!" Und also ging er fort. K. stand noch ein wenig umher und versuchte das Gehege seiner Gedanken zu ordnen, als es plötzlich zu schneien begann: Dicke, dicke Semmeln wehten ihm sanft und weich ins Gesicht. "Ja. So mag es sein.
Eines Tages kommt Ekpyrosis, die geile Sau!" sprach also K.


 
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