Bruce McForester
 


Über das Schlechte und Sonstiges

Auszug aus einem Vortrag gehalten vor der hohen Akademie Nairobi-Nord

Sehr geehrte Damen und Herren,
erlauchte Herrschaften der hohen Akademie.

Ich werde heute einen Vortrag halten über das Schlechte und Sonstiges, obwohl ich eigentlich über die Bedeutung von Nierensteinen als offizielles Zahlungsmittel zur Zeit des Paläozäns sprechen sollte. Ich will damit nicht sagen, dass eine Nasenamputation das beste Mittel gegen Schnupfen ist. Doch, das will ich!
Aber lassen Sie mich ausholen: Es war einst eine Zeit, da wir auf allen Vieren herumhoppelten, Dinosaurierschwänze dünsteten, selber Anderen als doppelrahmstufige Nahrungsmittel dienten und unentwegt infame Laute ausstießen. Und alles war weder gut noch schlecht. Doch eines Tages kam ein Steuereintreiber zu einem Mann und forderte eine große Menge Steuernachzahlungen, denn es gab damals noch gar keine Steuern.
Da sagte der Mann: Du bist schlecht.
Und da stutzte der Steuereintreiber und fragte: Herr, was bedeutet schlecht?
Ja, meine Damen und Herren, ich frage Sie also, was ist schlecht, was ist böse? Das Gegenteil von gut, sagen Sie. Ich aber frage, was ist gut? Da sagen Sie, das Gegenteil von schlecht. Also meine Herrschaften, mit solchen undisziplinierten, unqualifizierten Albernheiten kommen wir wirklich nicht weiter!
Ich will Ihnen sagen, was gut ist. Ein Lendensteak halbmedium mit Creme Fraiche und Zuckerrübensirup drauf, das ist gut.
Da sagt einer von Ihnen: Ein Lendensteak halbmedium mit Creme Fraiche und Zuckerrübensirup drauf, das ist schlecht, ich bin nämlich Vegetarier. Aber Mona Lisa, die ist gut, sagen Sie.
Ich aber sage: Mona Lisa, die ist schlecht, denn aus ihrem debil grinsenden Mundwinkel spricht der Satan und außerdem sieht sie einfach scheiße aus.
Aber Mutter Theresa, die war wirklich gut, sagen Sie, denn sie dachte nur an andere.
Ich aber sage: Mutter Theresa war ein egozentrischer und egoistischer Gebrauchtwarenhändler, der nur daran dachte, nach dem Tode in den Himmel zu kommen, vergleichbar mit einem elektrischen Rührbesen oder Wickelrock, vielleicht. Außerdem haben Sie Mundgeruch.
Egal. Meine Damen und Herren, es lebte einst im fernen Osten, so in der Nähe von Dresden, ein weiser Mann, der hatte Jünger, sowas ähnliches wie Windpocken. Jedenfalls sprachen die Jünger zu ihm: Herr, sprachen sie, wie sollen wir gut und gerecht leben? Und der weise Mann sprach: hüpft auf einem Bein diesen hohen Berg dort hinauf und schmeißt euch dann von seinem Gipfel herab. Und die Jünger verbeugten sich fein und taten, wie ihr Herr und Meister ihnen geheißen und keiner von ihnen ward je wieder lebend gesehen. Doch der weise Mann pfiff sich eins und war prächtig vergnügt, denn er war von einer Plage erlöst und am Abend, in seiner Stammkneipe "Rocky's Bierlache", gab er eine Runde aus. Und anschließend ging er noch in den "Hot Pussycat Club".

Doch wir schweifen ab. Meine Damen und Herren, lassen sie mich nochmals zu einem kurzen Konkurs ausholen: Es war auch mal eine Zeit, da sagten die Menschen: das, was früher gut war, sei jetzt schlecht und was schlecht war, sei jetzt gut. Und sie aßen mit goldenen Löffeln, verziert mit Perlmutt-Intarsien und Sperrholzcontainern, aus den Schädeln ihrer geschlachteten Feinde und alle fanden, dass es gut war (bis man freilich feststellte, dass auf diesem Wege Krankheiten übertragen werden, die das Gehirn zu einem Dickdarm verknoten). Und 100-jährige Rentner überfielen Pauschaltouristengruppen und bissen sich an den Kehlen ihrer hilflosen Opfer fest und alle fanden, dass es gut war. Ja, es ist eben einfach.
Ich will Ihnen dies an einem einfachen Beispiel aufzeigen: Ein Stein fällt ins Wasser. Ein Dornbusch brennt. Ein Reh ist tot. Ich erkenne da keinerlei Zusammenhang. Egal. Doch welcher Mensch ist schon gänzlich frei von Elementen des Hasses, des Neides, des Sadismus, des Keuchhustens, des Mundgeruchs, des sauren Aufstoßens oder des Opportunismus? Gegen Blasen im Mittelohr empfehle ich Wursttee (mit kochendem Wasser aufgebrühte Teewurst). Nein, meine Damen und Herren, wer meint, er sei auch in seinem tiefsten Innern ganz und gar immun gegen all solche Ekzeme, der ist nicht zu retten und eine Gefährdung der Öffentlichkeit, der werfe sich besser in den Abgrund. Halt, tun Sie es nicht, es war metaphysisch gemeint!
Im übrigen möchte ich anmerken, dass ich keinesfalls der Meinung bin, die Erde sei rund, vielmehr bin ich der festen Überzeugung, dass die Erde die Form eines japanischen Mittelklasse-Pkws hat, also praktisch gießkannenförmig ist und ich werde es eines Tages beweisen.
Ich hoffe, ich konnte zu Ihrer Erhellung beitragen.
Ich bin verwirrt.
Vielen Dank.


 
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