Max Steiler
 
On tour in Brazil - 3. Teil


So kurz vor dem Ziel. So kurz.

Der Schock und die Hysterie wichen bald dem grausamen Erkennen, dass jede Minute ohne Furcht nicht gilt. Rio ist weit mehr als Unterschlupf und Kneipe und Konfetti. Die Strassen voll mit düsteren Gesichtern, die zwar weiss (endlich!) aber umso verschlossener wirkten. Gasse um Gasse windet sich die Häuserflut die Küste entlang, zwischen Berg und Salzwasser, Armut und Strandleben. Unser Kontakt, Ezekiel, war wie vereinbart an der Ecke Av. NS Copacabana und Santa Clara. Gehetzt und verängstigt sieht er sich um. Ist ihm noch zu trauen? Uns bleibt keine Wahl und zusammen mit der Putzfrau betreten wir unser Hauptquartier, vollgestopft mit wichtigen Unterlagen und einer Maschinerie, die uns bei unserer Arbeit behilflich sein soll. Forschungen zeigen uns bald, dass unser Fund unsere Theorie nur noch bestätigt. Wenn wie jemals heimkommen, werde ich alle meine Zweifler eines Besseren belehren.
Heimat, du kleine kleine Heimat!

Am zweiten Tag wissen wir mehr. Unsere Verfolger haben Ezekiel in der Hand, wir nur die Taube auf dem Dach. Wir lassen unsere Leute ausschwärmen und machen ein Geheimzeichen aus: ein leises Tuten mit etwas, das klingt wie ein Seufzen. Es klappt alles wie am Schnürchen und am Abend schon trauen wir uns in eine Piraten- Spelunke: Temple de Bossa! Die Enkelin von Gaetano de Vinicius spielt zusammen mit den Söhnen von Baden Powell, wir trinken einen Cachaca mit etwas Limone. Auf einmal macht es einen Ruck und es kracht und alle machen Rabatz und das Chaos und die Pferde und überhaupt! Alle verlassen fluchtartig die Feuerstelle und reiten gen Norden. Wir sind allein. Allein. Wir zählen durch, wieviele von uns noch übrig sind: nur noch zwei. Das ist ein schwerer Schlag für unsere Sache. Wir begraben die Toten und Kranken und Kinder (und Frauen) und lassen uns gefangennehmen.

Diese Worte schreibe ich im Licht des Feuers, das wir an der kleinen Gitarre an JJ Knowledge´s rechtem Knie angezündet haben. Die Todesangst zeichnet sein Gesicht mit tiefen Furchen des Hasses und des Endes, trotzdem hört die gute Seele nicht auf uns Hoffnung zuzusingen: I come from Alabama, with my banjo on my knee! (gotit?) Es wird kalt. Auch in meinem Herzen. Ich werde mich für JJ opfern müssen, weil ich es ihm schulde und weil die Aufzeichnungen dieser Reise gerettet werden müssen.

Wie gerne wäre ich dabei gewesen, wenn unsere Errungenschaften veröffentlicht werden. Es hat nicht sein sollen. Tschüss...
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mein gott..................sie kommen..........JJ ist über die
mauer.....die
tür .......scheisse...............ich liebe euch....... .  .   .    .     .      .
 
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