Julius Baer
 
Globaler Weltschmerz


Die Zeit ward gekommen. Er konnte ES sich nicht mehr gefallen lassen. Neuerdings sagte sich dies der Makro-Biologe jederzeit, unabhängig von Ort oder Umgebung. Natürlich die Leute mochten aufhorchen, sich teils gar über solch unnötig Geschwätz erzürnen. Doch wen, nein ihn juckte das kein bißchen. Und während ES doch so weiterging, ganz egal wie oft er sich seine Sätze vorsagte, steigerte sich seine Wut ins Allgemeine. Manche Leute mochten nicht mal mehr hinschauen, sein Blick schmerzte. Selbst ohne jegliche körperlich beabsichtigte Regung war sein Äußeres für die meisten Leute nicht zu ertragen, denn keiner verstand woher diese unbändige Wut herrühren könnte, bei solch einem tadellosen Lebenslauf ohne weitere Vorkommnisse oder gar Einschnitte. Trotz einer gelegentlichen Steigerung seines Blicks in blanken Haß, verfestigte sich der Gesamtzustand zu einer herablassenden, aggressiven Intoleranz gegenüber den Leuten. Nimmer würde er sich abgeben mit einem so indifferenten Pack, ohne Soul und Mitgefühl für Dritte. Die soziale Marktwirtschaft der Asozialen wurde genährt und getränkt durch seine Abscheu. Niemals sollte auch nur einer dieser Spezies den kleinsten Teil seiner Selbst zu Gesicht oder Ohren bekommen, denn wert war es keiner, meinte er. Oft und lange außerhalb dieses Selbst befindlich, verlor er jegliches Interesse am Wesen der Leute, er würde ohnehin niemanden in sein Leben aufnehmen. Er hielt sich strikt an seine Katze. Denn die verstand ihn als Einzigen. Einst. Nun war sie aus seinem Leben geschieden, und er nah dran. Immer wieder stellte er sich dieselbe Frage: Geht's Ihr jetzt besser? Sauerei eigentlich, und doch der Lauf der Dinge, wurde ihm gesagt. Seine Schuld war's allemal, und er wußte das, doch konnte er sich dies die meiste Zeit nicht eingestehen, einfach, weil Wut auf andere sehr viel ungefährlicher ist. Auch das wußte er. Schlicht der Einfachheit halber trösteten die Leute, es gäbe doch noch andere junge Kätzchen, ohne wahres Verständnis des Problems.
Niemals würde er in der Lage sein eine Andere, ohne Vergleich, ohne Herabsetzung, zu akzeptieren, und in sein Leben aufnehmen. Doch die Leute verstanden nicht, oder nur zu gut. Gerade dieser, bei näherer Betrachtung, grausame Zweifel, machte es besonders schwer auch nur ernsthaft über einen solchen Vorschlag zu lamentieren.
Wieder, der Einfachheit halber, JA.
Die Leute sind leicht zufrieden zu stellen, merkte er.
Glückseligkeit bringt Nähe zum schnellen Abschied.
Keine grosse Diskussion, nur Zufriedenheit.
OK. Ja, so sind hier die Leute!


 
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